Das „ArchPro Carnuntum Projekt“ – die großflächige, zerstörungsfreie Erkundung des römischen Carnuntum

Abstract

Die römische Stadt Carnuntum ist die größte archäologische Fundstelle Österreichs. Von der einstigen Hauptstadt der römischen Provinz Pannonia Superior sind heutzutage allerdings nur wenige Bauwerke obertägig sichtbar. Der Großteil des rund 650 ha großen Stadtgebietes liegt dem Betrachter verborgen unter ausgedehnten, landwirtschaftlich genutzten Feldern. In den Jahren 2012 - 2014 wurde, für die zerstörungsfreie Erkundung des ehemaligen Siedlungsgebietes, im Auftrag des Landes Niederösterreich das „ArchPro Carnuntum Projekt“ durchgeführt. Dieses vom Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) durchgeführte Großprojekt stellt zurzeit die größte zusammenhängende geophysikalische Messfläche Österreichs dar. Innerhalb des Projektes konnten 743.2 ha Geomagnetik mit einer durchschnittlichen Auflösung von 0.1 x 0.25 m, weitere 232.2 ha Bodenradar mit einem Messraster von 0.04 x 0.08 m und 22.4 ha Elektromagnetische Induktionsmessung mit einem Messraster von 0.85 × 0.2 m gemessen werden. Die angewandten hochauflösenden, zerstörungsfreien Prospektionsmethoden waren Grundlage für einen einzigartigen Datensatz, der die noch im Boden verborgenen archäologischen Strukturen erstmals in höchster Detailgenauigkeit sichtbar werden lässt. Durch die Integration aller verfügbaren Informationen in einem Geographischen Informationssystem (GIS) war es möglich, die unterschiedlichen Datensätze miteinander in Verbindung zu bringen und in einer Gesamtinterpretation zu vereinen. Dadurch entstand die Möglichkeit, die Vorzüge der einzelnen geophysikalischen Prospektionsmethoden optimal zu nützen und diesem äußerst komplexen Datensatz umfassende Informationen über die römischen Hinterlassenschaften zu entlocken. Die ersten Ergebnisse des „ArchPro Carnuntum Projektes“ bieten eine herausragende Fülle an neuen archäologischen Informationen, welche nun als Grundlage für zukünftige Forschungsvorhaben herangezogen werden können.

Publication
78. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft