Großflächige hochauflösende Bodenradarmessungen

Abstract

Traditionell werden Bodenradar (GPR) Messungen für oberflächennahe geophysikalische Prospektion mit Einkanalsystemen durchgeführt, wobei die GPR-Antenne in einem Handwagen geschoben oder in einem Schlitten vom Operateur gezogen wird. Der gebräuchliche räumliche Profilabstand solcher GPR-Messungen für die zerstörungsfreie Untersuchung archäologischer Hinterlassenschaften im Boden war bisher, mit wenigen Ausnahmen, bestens 25 cm. Mit zwei bis drei Personen zur Durchführung der Messung sind Messleistungen bei solchen Profilabständen von einem viertel bis zu einem halben Hektar täglich zu erreichen, wobei oft von wesentlich geringeren Messleistungen und größeren Messabständen berichtet wird. In den vergangenen Jahren haben neue Mehrkanal GPR-Systeme eine erhebliche Steigerung der Messeffizienz erlaubt, wie auch der räumlichen Messauflösung. Mit Hilfe von motorisierten 400 MHz 16-Kanal GPR Anordnungen in Kombination mit automatischen Positionierungssystemen ist es heute möglich mehrere Hektar Fläche pro Tag mit nur 8×4 cm GPR Spurabstand zu vermessen. Während diese dramatische Erhöhung der Messleistung einen positiven Effekt auf die Reduktion der Kosten von Bodenradarmessungen hat, und dadurch zu einer umfassenderen Nutzung des Verfahrens in der Rettungsarchäologie wie auch der archäologischen Forschung führt, erlaubt die hohe räumliche Messauflösung erstmals auch die Abbildung relativ kleiner archäologischer Strukturen, wie z.B. von Pfostenlöchern wikingerzeitlicher Gebäude von nur 25 cm Durchmesser oder den Ziegeltürmchen römischer Fußbodenheizungen, was eine wesentlich verbesserte Visualisierung und Interpretierbarkeit der Daten mit sich bringt. Wir präsentieren den Stand der Technik bezüglich großflächiger höchstauflösender Bodenradarprospektion samt Messtechnik, zugehöriger Software-Entwicklungen, neuer Messlogistik sowie die damit verbundenen Themen der Datenbearbeitung und Interpretation der in sehr großer Menge gesammelten Bodenradardaten. Anwendungsbeispiele von ausgewählten europäischen archäologischen Stätten illustrieren den erzielten Fortschritt.

Publication
78. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft